Meldungen aus dem Landesverband Brandenburg
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„Gewissen durch Wissen”

Auftakt zum Volkstrauertag in Brandenburg mit Parlamentspräsidentin Liedtke und Militärbischof Felmberg

Ch. Blase

Warum eigentlich Brüssow? Jedes Jahr am Vorabend des Volkstrauertages, einem der stillen Feiertage im Land, lädt der Volksbund zu einer Gedenkveranstaltung in Brandenburg ein. Aus gutem Grund wird hier der Gefallenen gedacht. Denn noch immer werden über 200 Soldaten aus märkischer Erde geborgen. Landser und Rotarmisten erhalten so bald 80 Jahre nach Kriegsende eine würdige Ruhestätte.

In Brüssow verlief in den letzten Kriegstagen die Hauptkampflinie. Hier fielen vielen junge, aber auch alte Männer in einem sinnlosen Kampf für "Führer, Volk und Vaterland". Wie im bekannteren Halbe werden auch hier noch Gefallenen geborgen. Und manchmal fügen sich die Dinge in wunderbarer Weise. Im April 1945 fiel der Brüssower Dachdecker Karl Pfeiffer im Kessel von Halbe und wurde auf Deutschlands größter Kriegsgräberstätte zur letzten Ruhe gebettet – wie 28.000 weitere Kriegsopfer.

Bei der Neudeckung des Daches der Brüssower Kirche im Jahr 2021 fand sich nun ein Dachziegel mit Dachdecker Pfeiffers Namen. Die Familie lebt noch immer am Ort und konnte gemeinsam mit Pastor Matthias Gienke einen Zusammenhang mit dem gefallenen Großvater in Halbe herstellen.

In seiner Predigt zum Volkstrauertag erinnerte Pastor Gienke an den gefallenen Dachdecker und überreichte dann gemeinsam mit dem Urenkel Landtagspräsidentin Prof. Dr. Ulrike Liedtke den aussagekräftigen Dachziegel. Die Landtagspräsidentin, die gleichzeitig Brandenburgs Volksbundsvorsitzende ist, versprach einen würdigen Ort dafür zu finden, denn durch solche Geschichten werde zum einen an die Menschen erinnert und zum anderen zu Frieden und Versöhnung gemahnt.

Ehrung mit seltener Goldener Ehrennadel

Torsten Eich ist nicht nur Brüssows Stadtverordneter, sondern auch sehr aktiv in der Kriegsgräberfürsorge. Nicht zuletzt durch sein Engagement konnten in den vergangenen Jahren zahlreichen Opfern in übertragenem Sinne ihr Namen zurückzugeben werden. Die Gefallenen waren unbekannt in Kriegsgräbern der Region bestattet wordenund konnten nun mühsam identifiziert werden. Aus einem "Vermissten" mit ungewissem Schicksal ist nun wieder ein Mensch mit einer abgeschlossenen Geschichte geworden. Ein wichtiges Moment für die Angehörigen auch der Enkelgeneration. Denn sie können nun über die Lage der Gräber ihrer gefallenen Verwandten informiert werden. Prof. Dr. Ulrike Liedtke und Landesgeschäftsführer Oliver Breithaupt überreichten Torsten Eich im Namen des Volksbundpräsidenten Wolfgang Schneiderhan für sein Engagement die „Goldene Ehrennadel” des Volksbundes.

Stellvertretend für Ministerpräsident Dietmar Woidke, dem Schirmherren des Volksbundes in Brandenburg,  ging Staatssekretär Dr. Markus Grünewald in seinem Grußwort auf den Ukrainekrieg ein. Darin äußerte er sein Bedauern über die Eskalation des Konfliktes durch Russland und warb für fortgesetzte Unterstützung für die Ukraine.

Den seelsorgerischen Part übernahm der evangelische Militärbischof. Dr. Bernhard Felmberg warb in seinem Gedenkwort für „Gewissen durch Wissen.” Die Verantwortung für die Vergangenheit erfordere ein fundiertes Wissen um sie. Und dazu trage insbesondere auch der Volksbund durch seine Arbeit bei.

Auf dem Friedhof der kleinen Stadt in der Uckermark legten dann Vertreter des Landes, der Landkreise und der Bundeswehr ihr Kränze nieder und Bischof Felmberg spach mit fester Stimme den Segen.