Susann Kirst berichtete über die Erinnerungsarbeit und die Entwicklung der Gedenkstätte von 1990, also seit öffentlich an die Opfer erinnert werden konnte, bis in die Gegenwart. Die Initiativgruppe Lager Mühlberg, gegründet 1991 von ehemaligen Insassen des Speziallagers Nr. 1, trug maßgeblich zur Entwicklung und Errichtung der Orte der Gedenkstätte bei. Diese umfassen das Lagergelände mit einem Informationspfad und einer weiterführenden Ausstellung im Museum Mühlberg 1547 sowie die Hochkreuzanlage mit den Namensträgern für die im Speziallager Verstorbenen. Ebenso dazu gehört der Kriegsgefangenenfriedhof in Neuburxdorf, der ebenfalls mit Namensträgern für verstorbene Kriegsgefangene und einem Denkmal, welches 1944 von französischen Kriegsgefangen errichtet wurde, gestaltet ist. Sie verdeutlichte die Herausforderung, die Erinnerung an die zahlreichen Opfer lebendig zu halten und das Wissen über die Geschehnisse in der Gedenkstätte weiterzugeben, insbesondere angesichts der schwindenden Zahl von Zeitzeugen.
Oliver Breithaupt, Landesgeschäftsführer des Volksbundes Deutscher Kriegsgräberfürsorge e. V., bedankte sich herzlich für den informativen Vortrag. Anschließend berichtete er über das Wirken des Volksbundes im vergangenen Jahr und betonte die große Bedeutung seiner Arbeit. Trotz der beständigen Herausforderungen und Auflagen, die die Arbeit erschweren, und trotz des schwindenden Personals, bleibt die Identifizierung und Bestattung der Kriegstoten eine zentrale Aufgabe des Volksbundes. So haben die Umbetter des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. am 28. September 2023 nahe Kelme, Litauen, symbolisch den einmillionsten Kriegstoten seit 1992 in Osteuropa ausgebettet. Das Bundesarchiv in Berlin, mit dem der Volksbund eng zusammenarbeitet, konnte den Toten, einen Sanitätsgefreiten aus dem heutigen Sachsen-Anhalt, der im April 1943 zur Wehrmacht eingezogen wurde, anhand seiner Erkennungsmarke identifizieren.
Der Landesverband Brandenburg war im Jahr 2022 der erfolgreichste bei den Haus- und Straßensammlungen in Deutschland. Diese Sammlungen ermöglichen es dem Volksbund Kriegsgräber als Gedenkstätten für die schrecklichen Folgen von Kriegen im In- und Ausland zu erhalten und unterstützen Projekte zur Bekämpfung von Gewalt und Rassismus. Dabei leistete der Kreisverband Elbe-Elster unter der Leitung von Landrat Christian Jaschinski seit Jahren eine herausragende Arbeit, für die ihm herzlich gedankt wurde.
Ein besonderer Gast bei der Mitgliederversammlung war Ingrid Waldmann aus Wildgrube. Die 82-Jährige berichtete von der langjährigen Suche ihrer Familie nach ihrem Vater, der in der Schlacht bei Stalingrad gefallen war. Mit Unterstützung des Volksbundes konnten die sterblichen Überreste ihres Vaters gefunden und in der Kriegsgräberstätte Rossoschka bei Wolgograd beigesetzt werden. Ihre Suche nach dem vermissten Onkel Hubert Kretzschmar aus Nexdorf, der seit 1944 als vermisst gilt, ist jedoch weiterhin ungeklärt. Sie übergab dem Landesgeschäftsführer des Volksbundes die von ihrem Onkel verbliebenen Unterlagen und bat um Unterstützung bei der Suche nach ihm.
Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge setzt sich unermüdlich für die Erinnerung an die Kriegsopfer und die Wahrung des Friedens ein. Die Mitgliederversammlung des Kreisverbandes Elbe-Elster zeigte erneut die Bedeutung dieser Arbeit und die Notwendigkeit, sie in Zukunft fortzusetzen.
Pressestelle Landkreis/Tilo Wanka