Meldungen aus dem Landesverband Brandenburg
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Exkursion nach Brüssel 2013

2014 - Einhundert Jahre Erster Weltkrieg - Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts

Am 16.09.2013 traten 21 Schüler des Friedrich-Schiller-Gymnasiums aus Königs Wusterhausen mit vier Lehrern, darunter dem Schulleiter des Gymnasiums Mario Bengsch und dem Organisator Holger Wedekind, eine  Reise in die europäische Hauptstadt Brüssel an. Es war eine Fahrt der besonderen Art, in der wir die schrecklichen Kriegsschauplätze des 1. Weltkrieges besuchten und zugleich das neue europäische Gefühl in Brüssel erleben konnten. Diese Fahrt bot den Einstieg in ein auf vier Jahre geplantes internationales Schülerprojekt, welches vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. organisiert und unterstützt wird.

Nachdem wir am Montag, nach einer ca. 11 Stunden langen Busfahrt, Brüssel erreichten, konnten wir schon die ersten Eindrücke der europäischen Hauptstadt einfangen. Es ging vorbei an vielen europäischen Institutionen und endete an unserer Jugendherberge, welche nur knapp 20 Minuten vom Grand Place, dem Zentrum Brüssels, entfernt lag. Nachdem wir uns in unseren Zimmern eingerichtet hatten, erkundeten wir erstmals die Innenstadt.

Herr Wedekind zeigte uns den Grand Place und gab uns einige wichtige Informationen über Brüssel. So wurden am Montagabend die ersten belgischen Waffeln und die bekanntlich besten Pommes der Welt gegessen, bevor wir erschöpft in unsere Betten fielen. Am Dienstag stand das erste große Highlight an, wir besuchten das EU Parlament und konnten mit Herrn Dr. Ehler, Abgeordneter des Europäischen Parlaments, über Fragen und Probleme innerhalb der Europäischen Union diskutieren. Des Weiteren erzählte er uns über seine Arbeit im europäischen Parlament und in den Ausschüssen, welche er besucht. Es war für uns ein sehr interessantes Gespräch, da Herr Dr. Ehler fachmännisch und doch auch entspannt auf unsere Fragen reagierte und antwortete. Nach knapp eineinhalb Stunden hatte Herr Dr. Ehler seinen nächsten Termin und so endete unsere interessante und aufschlussreiche Gesprächsrunde, über die auch im Bus auf dem Weg nach Waterloo noch viel geredet wurde.

In Waterloo angekommen, mussten wir einen kleinen Gedankensprung vom heutigen friedlichen Europa hin zu den kriegerischen Schlachten zu Zeiten Napoleons machen. Hierbei half uns ein vorbereiteter Schülervortrag zur Einstimmung, bevor wir dann den gesamten Museumsbereich, bestehend aus Filmen, einem Panoramasaal und einer Aussichtsplattform,  entdecken konnten. Es war ein bedrückendes Gefühl zu wissen, dass genau dort, wo man stand, vor fast 200 Jahren Krieg, Gewalt und Elend herrschte. Und so wurde uns wieder einmal bewusst, welches Glück wir haben, ein Privileg wie Frieden, genießen zu können. Am Abend dieses erlebnisreichen Tages bekamen wir genug Freizeit, um Brüssel genauer zu erkunden und die Eindrücke des Tages verarbeiten zu können.

Der dritte Tag unserer Fahrt galt dem Gedenken an die Soldaten und Schlachten des Ersten Weltkrieges. Hierzu fuhren wir früh nach Ypern, einer Stadt, die aufgrund vom erstmaligen Giftgaseinsatz im 1.Weltkrieg bekannt wurde. Zum Einstieg hörten wir auf dem Marktplatz von Ypern einen Schülervortrag über die Flandernschlachten und über die Bedeutung Yperns im Krieg. Danach folgte ein Museumsbesuch, welcher aufgrund der vielfältigen Mediennutzung und des unüblichen Aufbaus, sehr interessant und berührend war. Man erfuhr neben den historischen Fakten, auch viel über die Menschen und ihre Einzelschicksale, aber auch, vor welche Probleme z.B Ärzte und Krankenschwestern bei der Versorgung der Kriegsverletzten gestellt wurden. Nachdem wir noch kurz die Stadt an sich erkunden konnten, fuhren wir weiter nach Langemarque.

Auf der Fahrt folgte ein weiterer lehrreicher Vortrag über die Legende von Langemarque. Dort angekommen besuchten wir den deutschen Soldatenfriedhof, auf dem etwas mehr als 44000 gefallene deutsche Soldaten ihre letzte Ruhe finden. Der Weg zum Friedhof führte durch einen kleinen Bogen mit zwei Räumen, in dem die Namen der ersten 6313 namentlich bekannten und begrabenen Soldaten in die Wand eingraviert wurden. Dieser Raum brachte uns besonders zum Nachdenken, denn fast jeder fand den Familiennamen der Großeltern bzw. Urgroßeltern an dieser Wand.

Und so stellten sich viele innerlich die Frage:
War dies vielleicht ein Verwandter, ein Urgroßvater oder ein Uronkel von mir oder meinen Eltern?

Bei der anschließenden Kranzniederlegung und der Verlesung des Totengedenkens mit anschließender Schweigeminute, war das Elend des 1.Weltkrieges und auch aller weiteren Kriege, greifbar und nachfühlbar. Es war wahrscheinlich einer der berührendsten Tage der Fahrt, in der wir noch einmal viel über den Ersten Weltkrieg lernten.

Unser letzter Tag begann mit einer kleinen Planänderung, denn aufgrund des starken Verkehrs innerhalb von Brüssel, mussten wir auf den Besuch des Atomiums verzichten und fuhren direkt zur wunderschönen Stadt Gent. Nach einer kleinen Stadtführung mit historischen Fakten von Herrn Wedekind bekamen wir genügend Zeit, um uns ein eigenes Bild von den vielen kleinen Gassen, Kirchen, Brücken und hübschen Häuserwänden zu machen.

Nachdem wir den Vormittag in Gent verbrachten, machten wir uns relativ früh auf den Rückweg in die Jugendherberge. Es blieb uns somit viel Zeit, um nochmal einen Kaffee zu trinken, durch die Straßen zu schlendern und das ungewöhnlich sonnige Wetter Brüssels zu genießen oder die letzten Mitbringsel, typisch belgische Pralinen beziehungsweise belgisches Bier, für die Familien zu besorgen. Am nächsten Morgen machten wir uns nach einer erlebnisreichen und spannenden Woche wieder auf in die Heimat.

Es war eine Woche, in der wir lernten, den Toten des Krieges zu gedenken und  den Frieden, der heute auch aufgrund der Europäischen Union herrscht, wertzuschätzen. Wir lernten, was es bedeutet, mit der Vergangenheit zu leben und sich an vergangene Fehler zu erinnern, damit wir diese in Zukunft vermeiden. Wir bekamen die Möglichkeit, historische Orte zu entdecken und Einblicke in das moderne Europa, mit den europäischen Institutionen, zu erhalten.

Wir danken all denen, die uns diese Reise ermöglichten, ein besonderer Dank gilt dem Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge e.V. und Herrn Wedekind, da sie diese Fahrt sowohl organisierten als auch mitfinanzierten. Wir hoffen, dass auch die Klassen nach uns die Möglichkeiten bekommen, an dieser Fahrt teilzunehmen, da man die gewonnenen Eindrücke wohl nicht mehr vergessen wird.

Ulrike Zühlke i.A. Leistungskurs 12